Koralle mit Umweltkontrolle
Die gewaltigen CO2-Mengen, die der Mensch in die Atmosphäre bläst, führen zur chemischen Veränderung der Ozeane, denn ein großer Teil des anthropogenen Kohlendioxids landet in den Weltmeeren und löst dort eine schleichende Versauerung des Wassers aus. Laborexperimente, die die Bedingungen zum Ende des 21. Jahrhunderts simulierten, ergaben alarmierende Folgen für viele Meereslebewesen mit Kalkschalen oder -skeletten. Aufwendige Versuche im offenen Meer zeigen jetzt, dass etliche Lebewesen mit sinkenden pH-Werten in ihrer Umgebung umzugehen wissen. In den Abhandlungen der US-Akademie der Wissenschaften berichten australische Forscher, dass auch weitverbreitete Riffkorallen zu ihnen gehören.
Riffkorallen scheinen der anstehenden Ozeanversauerung nicht ganz so wehrlos ausgesetzt zu sein, wie man bislang gefürchtet hat. Ein Experiment im Großen Barriereriff vor der Nordostküste Australiens hat jetzt ergeben, dass Steinkorallen der Art Porites cylindrica auch unter deutlich verschlechterten Bedingungen weiterwachsen. "Das war das überraschende Ergebnis", berichtet Lucy Georgiou, Postdoc am Exzellenzzentrum für Korallenforschung der Universität von Westaustralien in Perth, "diese Korallenart scheint bei niedrigem pH-Wert genauso zu wachsen wie unter den derzeitigen Bedingungen." Die Forscher aus Westaustralien hatten in der Lagune von Heron Island Steinkorallen in einem Experiment künstlich angesäuertem Meerwasser ausgesetzt. Sie setzten dafür ein sogenanntes FOCE-System ein, das am Monterey-Bay-Aquarium in Kalifornien entwickelt wurde. "Es ist ein einzigartiges Versuchssystem", so Georgiou, "denn wir können damit im Riff selbst arbeiten und eine einzelne Bedingung verändern, während der Rest der Umgebung gleich bleibt."
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